Künstliche Intelligenz in der elektronischen Musik

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Mit künstlicher Intelligenz hat zweifelsfrei die nächste digitale Revolution begonnen, die weitreichende Auswirkungen auf unzählige Bereiche unseres Lebens haben wird. Ob in der Medizin oder Industrie, der Mobilität oder im Bereich der Sicherheit, den enormen Chancen stehen ebenso hohe Risiken gegenüber. Bald wird künstliche Intelligenz den Menschen in jeglicher Hinsicht überflügeln, so dass sich irgendwann die Frage stellen wird, welche Rolle der Mensch in Zukunft einnehmen wird. Ich möchte in diesem Artikel allerdings nur auf einen speziellen Aspekt eingehen: die Musik.

Während Kreativität und die Fähigkeit Kunst zu erschaffen bislang dem Menschen vorbehalten war, fängt dieses Alleinstellungsmerkmal allmählich an zu bröckeln. Seit ein paar Jahren gibt es Algorithmen, die unzählige Musikstücke analysieren um funktionierende Strukturen und Harmonien abzuleiten und daraus selbständig ähnlich aufgebaute Musik zu erschaffen. Inzwischen sind diese als frei zugängliche Apps (z.B. Endel) auf dem Markt, die nach dem Zufallsprinzip u.a. elektronische Beats in Dauerschleife komponieren. Zwar mag der Überraschungseffekt und menschliche „Glitch“ noch zu interessanteren Ergebnissen kommen, es ist aber nur eine Frage der Zeit bis die künstlichen Ergebnisse nicht nur zu den menschlichen Werken aufschließen, sondern sie womöglich auch überflügeln.

Gerade die elektronische Musikszene ist eng mit dem technologischen Fortschritt verbunden; sind es doch oft insbesondere technische Neuerungen in der Klangerzeugung, die zu neuen Sounds und zur steten Weiterentwicklung der Musik beitragen. Wäre es in dieser Hinsicht denkbar, dass künstlich generierte Musik nicht nur akzeptiert, sondern auch mit offenen Armen empfangen wird?

Stellen wir uns vor dass eine Maschine nun nicht mehr nur den Klang erzeugt, sondern ihn auch selbständig treffsicher arrangiert und Stücke erschafft, die immer das gewisse Potential besitzen Menschen in ihren Bann zu ziehen. Ich meine damit nicht das Abspielen vorgefertigter Stücke, sondern das spontane augenblickliche Komponieren neuer Sounds. Würden Menschen in einem Club zu reiner KI-Musik tanzen?

Vermutlich schon, schließlich braucht man nur einen Blick auf die Anfänge der Technokultur in den frühen Neunziger Jahren zu werfen. Seinerzeit grenzte sich die Szene vom Starkult der bis dato vorherrschenden Musikrichtungen ab und feierte einzig und alleine die Musik. Erst später entwickelten sich die DJs zu Stars und die Leute fingen an in deren Richtung zu tanzen. Eine Rückbesinnung auf diese Werte wäre daher denkbar. Vielleicht würde man statt dessen die Programmierer des Algorithmus feiern.

Ein guter DJ spielt zwar nicht einfach nur Tracks in einer beliebigen Reihenfolge ab, sondern lässt sich von der Stimmung des Publikums und der Magie des Augenblicks leiten, aber auch die Analyse menschlicher Emotionen lässt sich heute schon von einer KI bewältigen. Sie könnte anhand des Feedbacks der Crowd gezielt auf die Stimmung reagieren und Anpassungen des Sounds vornehmen.

Wäre das alles die unausweichlich letzte Entwicklungsstufe von computergenerierter Musik, also der ultimative Techno? Ich persönlich würde eine oben beschriebene Entwicklung als beängstigend empfinden, da die Musik nicht mehr das Produkt menschlichen Ausdrucks wäre, sondern das Ergebnis rationaler Computer-Berechnungen. Nachfolgende Generationen hätten damit aber vielleicht weniger Probleme.

Ob es je soweit kommt ist ungewiss, aber aus meiner Sicht zumindest denkbar. Sollte die Entwicklung in diese Richtung gehen, bleibt uns sicherlich noch etwas Zeit menschliche musikalische Kreativität auf den Tanzflächen dieser Erde entsprechend zu würdigen.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Jens V.

    Sehr interessanter Beitrag. Bin gespannt, wie sich das weiterentwickelt. Club-Nächte ohne DJs kann ich mir nicht vorstellen.

  2. MFF

    Möglicherweise würden KI-gesteuerte „Musikunterhaltungsbots“ sämtliche Musik zu statisch und zu mathematisch und eben aufs Quant quantisiert wiedergeben, sodass gewisse Rezeptoren in unserem menschlichen Gehirn gar nicht oder gar zu viel gereizt werden und so krin vergleichbarer Hörgenuss entstehen kann.

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